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Rezension zu Wildes Schwimmen in Kroatien und Slowenien


Irritierte Gewohnheitstiere“

Von Christoph Müller

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Dies stellt zumindest ein Sprichwort immer wieder fest. Für viele Zeitgenoss_innen gilt dies, wenn sie auf Reisen gehen. Hansjörg Ransmayr irritiert so manche Gewohnheitstiere mit seiner Buchreihe „Wild Swimming“ auf den üblichen Straßen und Wegen. Er macht mit der besonderen Reiseführer-Edition darauf aufmerksam, dass es sich lohnt, nicht nur nach den schönsten Stränden Ausschau zu halten. Mit dem Buch „Wild Swimming Kroatien und Slowenien“ ermuntert er dazu, Entdeckungsreisende zu werden.

Die abwechslungsreichen Fotografien des Buchs lassen anklingen, dass es lohnt, den einen oder anderen nicht bekannten Pfad zu laufen. Die 120 Wild Swimming Spots versprechen den neugierigen Reisenden Erlebnisse und Erfahrungen, die an massentouristisch geprägten Adria-Stränden nicht gemacht werden können. Ja, es finden sich Badeangelegenheiten am Meer und an Seen. Ein besonderer Reiz sind sicher die Badestellen an Quellen und unter Tage. Ransmayr erinnert unter anderem daran, dass der Werbe-Slogan des slowenischen Tourismusverbands „I feel Slovenia“ eine ganz individuelle Erfahrung sein kann.

In den Beschreibungen Ransmayrs zeigt sich, dass eine ungeheure Freude mit dem Wild Swimming verbunden ist. So ist das Stollenschwimmen im slowenischen Mezica sicher etwas, was Reisende eher selten erleben können. Natürlich findet sich in dem Buch auch ein Touristenmagnet wie der See von Bled. Doch ist es sicher immer auch die Brille, mit der Naturphänomene und Schwimmgelegenheiten wahrgenommen werden. Zu einigen Orten kommen Schwimmer_innen nicht ohne Mühen. Deshalb macht es Sinn, die Badehose und die Wanderschuhe in den Rucksack zu packen. Rein naturistische Badegelegenheiten finden sich nicht.

Wer Lust daran hat, an „Winnetou“-Drehorten zu schwimmen, der wird in dem Ransmayr-Buch natürlich auch fündig. Eine Höhle am Lepenica-See bietet beispielsweise die Gelegenheit. Wer die Bekanntschaft von Grottenolmen machen will, der hat in Zeleni Vir die Möglichkeit. Die Fotos zeigen auch, dass es in Kroatien noch viele Orte gibt, die touristisch nicht so erschlossen sind und einen Urlaub ermöglichen, der in unberührter Natur und mit viel Ruhe erlebt werden kann.

Überhaupt zeigen die Fotografien, dass es in Slowenien und Kroatien viele Orte und Wild Swimming Gelegenheiten zu entdecken gibt, die fernab des Massentourismus stattfinden. Wasserfälle sind wohl quer durch die Länder zu finden. Höhlen sind eine Welt, bei denen das individuelle Mühen um den Naturschutz zwingend ist.

Wer sich während Reisen nach Slowenien und Kroatien in diese wunderbaren Länder verliebt hat, der wird im Buch „Wild Swimming Kroatien und Slowenien“ eine Einladung finden, aus der Wasser-Perspektive die beiden Länder und die belebende Natur auf eine neue Art zu erfahren. Es sind die Touristen-Hotspots, von denen die wilden Schwimmer_innen Abschied nehmen können, wenn sie die Begeisterung Ransmayrs zu der eigenen machen.

Ransmayr selbst schreibt: „Deshalb verstehe ich mein Buch auch in erster Linie als Anregung. Als Anregung, Wildswimming mit Herz, Hirn und Respekt als gentle art of swimming zu praktizieren. Als Anregung, Gewässer und Umwelt aktiv zu schützen statt hemmungslos zu nutzen. Und als Anregung, neugierig und genussvoll zu bleiben“ (S. 5).

Hansjörg Ransmayr: Wild Swimming Kroatien und Slowenien, Verlag Haffmans und Tolkemitt, Hamburg 2021, ISBN 978-3-942048-78-1, 320 Seiten, 24.95 Euro.