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„Mit Nacktheit und Nähe zur Natur Ruhe finden“


„Ja, nimmt es denn gar kein Ende“ – dieser Impuls schießt den Leserinnen und Lesern in den Kopf, wenn sie das Buch „Nackedei 5“ in den Händen halten und die ersten Seiten schmökern. Dabei ist es ein Ausbruch der Begeisterung, den die Anhängerinnen und Anhänger der Freikörperkultur ausrufen. Denn der Fotograf Norbert Sander und der Autor Dirk Koch legen ein Buch vor, das wieder einmal viel Freude am Naturismus erkennen bzw. nacherleben lässt.

Sander und Koch ist es gelungen, eine wunderbare Mischung von bildlichen Darstellungen und textlichen Anregungen zu präsentieren. Dabei sind sie sich der Tatsache bewusst, dass die Freikörperkultur von Menschen lebt – von Menschen, die sich dem naturistischen Leben verschrieben haben; von Menschen, die keine Scheu haben, sich im Adam-und Eva-Kostüm zu zeigen; von Menschen, die ganz eigene Ideen entwickeln, wie zeitgemäß Freikörperkultur gelebt werden kann.

„Nacktsein ist der natürliche Zustand des Menschen“, schreibt Sander in seinem Vorwort. Dies wird mit den Fotos in den Wäldern, an den Stränden, an den Seen deutlich. Die Bilder sind eine Ermutigung, sich selbst einmal auf eine mehr oder weniger gewöhnliche Weise auf den Naturismzs einzulassen. Lea und Micha haben sich an den Stadtrand Leipzigs bewegt, die Einsamkeit gesucht und dort in Nacktheit ein Bodypainting für sich zu veranstalten.

Freikörperkultur hat eine Menge damit zu tun, sich und den eigenen Körper auf natürliche Weise zu erfahren. Dies zeigt sich in den Fotos, die auch viel Spielerisches haben, Kreativität aufblitzen lassen. Im Harz gönnt sich der Naturist Nico nackte Stunden am Wiesenbecker See. Die Bilder senden die Botschaft, dass dies viel mit individueller Freiheit zu tun hat.

Besondere Aspekte zeigt die Geschichte „Ritter, Tod und Teufel“, die nackte Abenteuer in alten Mauern erzählt. Es sind nackte Ritter, die sich auf einem Burghof austoben. Mit Schwertern gehen die nackten Ritter aufeinander los, um am Ende des Tages wieder gemeinschaftlich am Lagerfeuer zu sitzen. Es ist eine Geschichte, die den einen oder den anderen zum Schmunzeln bewegen wird. Viel wichtiger ist es, dass sie eine Matrix dafür liefert, die Freikörperkultur mit erst einmal fremden Geschichten zu erzählen, um den eigenen Erlebnischarakter zu steigern. Da lohnt es sich sicher auch, nach anderen Gleichgesinnten zu schauen.

Hat denn Freikörperkultur mit Lebensfreude und Lebenslust zu tun? Wer die Frage mit einem Nein beantwortet, derjenige oder diejenige lügt, wenn sie oder er sich durch das „Nackedei 5“-Buch liest und schaut. Der „Glüsinger Geist“ wird spürbar, wenn Koch und Sander mit Text und Fotos das Lichtheideheim in der Lüneburger Heide vorstellen. Hier können Freundinnen und Freunde der Freikörperkultur erleben, was auf heutigen Geländen naturistischer Vereinsgelände abgeschafft wurde – der Verzicht auf Fleisch, Alkohol und Nikotin.

Es sind noch viele andere Aktivitäten und Orte, die im Buch „Nackedei 5“ vorgestellt werden. Dabei wird deutlich, dass es Alternativen zu einer gesellschaftlichen Wirklichkeit sind, von der Menschen allzu oft überfordert werden. Mit der Nacktheit und der Nähe zur Natur finden die Menschen in der Gegenwart Ruhe – zumindest diejenigen, die für die Freikörperkultur leben.

Insofern wünscht man der „Nackedei“-Buchreihe im Besonderen, den FKK-Freundinnen und Freunden und der naturistischen Bewegung im Allgemeinen, dass das Ganze noch lange kein Ende findet. Danke Norbert Sander, Danke Dirk Koch.

Das Buch, um das es geht

Norbert Sander: Nackedei 5 – Ohne Schuh und Strümpf, Edition Nacki, Eisenach 2023, ISBN 978-3-00-075730-3, 128 Seiten, 22.95 Euro